Pflanzen vorziehen – das benötigst du zur Anzucht

Anzucht: Mit Beginn des neuen Kalenderjahres beginnt bei vielen auch schon das neue Gartenjahr. Viele Gärtner und Gärtnerinnen ziehen ihre Gemüsepflanzen selbst vor, sodass sie keine Pflanzen im Baumarkt oder Gartencenter erwerben müssen. Denn wer seine Pflanzen selbst vorzieht, weiß, unter welchen Bedingungen die Pflanzen gewachsen sind und wie sie gegen Schädlinge behandelt wurden, sprich, ob und wie unter Umständen mit chemischen Mitteln gespritzt wurde. In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch alles über die Anzucht erzählen und Euch auf Eure eigene Anzucht vorbereiten.

Ausstattung für die Anzucht

Was zur Anzucht benötigt wird:

  • Samen / Saatgut
  • Anzucht- und/oder Kräutererde
  • Gießkanne / Gießbrause
  • Anzuchtgefäß

Für die Anzucht empfehlenswert:

  • Zimmergewächshaus
  • Pikierstab
  • Erdtopfpresse
  • LED-Lampen/Leuchtmittel
  • Heizmatte
Diesjährige Anzucht: Samentüten verschiedener Sorten Paprika.
Samentüten verschiedener Sorten Paprika.

Saatgut für die Anzucht

Um selbst Pflanzen zu ziehen, benötigst Du natürlich Samen der Pflanzen, die du pflanzen möchtest. Hierbei empfiehlt es sich, Samen in einem Fachgeschäft wie einem Baumarkt oder Gartencenter zu kaufen. Natürlich können auch Freunde oder Bekannte nach Saatgut gefragt werden.

Kann ich auch Samen aus gekauftem Gemüse entnehmen und einpflanzen?

Ja, das ist theoretisch möglich. Aus diesen Samen können auch Pflanzen wachsen, jedoch sind viele der gekauften Gemüsesorten F1-Hybride. Was F1-Hybride sind und welchen Vorteil bzw. Nachteil diese Samen haben, erkläre ich dir in meinem Beitrag „Samenfestes Saatgut vs. F1-Hybride“ ausführlich. Kurz gesagt sind die Samen, aus denen die Gemüsesorten im Supermarkt gezogen wurden, gezüchtet worden, um genau die Sorte mit den vorhandenen Merkmalen zu erhalten, wie Du sie gekauft hast. Dieses Saatgut ist aber nicht samenfest, d.h., dass bei der Entnahme und Pflanzung dieser Samen nicht exakt dieselbe Pflanze herauskommt. Es kann sein, der Geschmack oder die Optik sind beispielsweise dann anders.

Woher ich mein Saatgut habe:

Anzucht- oder Kräutererde für die Anzucht verwenden

Es empfiehlt sich für die Anzucht eine Anzucht- oder Kräutererde zu verwenden, da diese nur wenige Nährstoffe enthält.  Nährstoffarme Erde hat den Vorteil, dass die Pflanze bzw. deren Wurzeln nach Nährstoffen suchen müssen, was ein besseres Wurzelwachstum bedeutet. Natürlich kannst du auch normale Blumenerde verwenden.

Die passende Gießkanne bzw. Gießbrause für die Anzucht

Der Samen bzw. das Pflänzchen muss während der Zeit der Anzucht feucht gehalten werden und sollte nicht austrocknen. Um keine Samen beim Gießen wegzuspülen oder nicht zu viel zu gießen empfehle ich anstatt einer handelsüblichen Gießkanne eine sogenannte Gießbrause. Der Wasserstrahl der Gießbrause ist deutlich kleiner. Das hat den Vorteil, dass die Samen bzw. Pflanzen nicht so leicht überwässert werden können und die Samen beim Gießen nicht davon schwimmen. Eine Gießbrause ist in jedem Gartencenter oder online erhältlich. Alternativ kann die Gießbrause ganz leicht selbst gebastelt werden.

So bastelst Du Dir eine Gießbrause aus einer alten Plastikflasche:

  • Eine 0,5 l Plastikflasche
  • Eine Nadel
  • Eine Kerze

So einfach geht’s:

Vorsichtig erhitzt du unter einer Kerze, die Spitze einer Nadel. Wenn die Spitze heiß ist, pikst Du mit der Nadel durch den Deckel der Plastikflasche. Genauso verfährst du noch ein paar Mal, um mehrere Löcher im Deckel zu haben.

Das richtige Gefäß für deine Anzucht

Bei der Wahl des Anzuchtgefäßes gibt es viele Möglichkeiten. Jede Methode hat seine Vor- und Nachteile. An sich ist der Hobbygärtner bei der Wahl aber völlig frei und kann das Gefäß nehmen, welches bevorzugt wird.

Alte Joghurtbecher, Tetrapak, alte Pflanztöpfe

Um mit der Anzucht loszulegen, können natürlich alte, gründlich ausgespülte Joghurtbecher, Tetrapak oder gesammelte Pflanztöpfe verwendet werden. Wichtig hierbei ist, dass die Behälter gut ausgespült und von sämtlichen Resten befreit werden. Diese Methode ist die kostengünstigste Variante der Anzucht.

Tipp: Wer keine alten Pflanztöpfe Zuhause hat, der kann im Frühjahr und im Herbst um Allerheiligen rum in den Abfallbehältern des Friedhofs nach Plastiktöpfen suchen. Durch das Bepflanzen der Gräber fällt zu dieser Zeit der ein oder andere Topf an.

Vorteile:

  • Hat jeder Zuhause
  • Kosten nicht zusätzlich Geld
  • Wiederverwendbar

Nachteile:

  • Müssen gründlich gespült werden
  • Optisch nicht schön
  • Es müssen vorher Löcher in den Boden des Behälters gemacht werden, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann

Anzuchttöpfe

Meine Empfehlung: Kokos-Anzuchttöpfe.

Die Anzuchttöpfe können in jedem Baumarkt oder Gartencenter erworben werden. Sie kosten zwar ein wenig Geld, sind aber super praktisch. Größter Vorteil: Die Pflanzen müssen beim Pflanzen ins Beet nicht aus dem Topf genommen werden, sondern können samt Topf eingepflanzt werden. So werden keine Wurzeln beim Einpflanzen verletzt und die Mikroorganismen in der Erde zersetzen den Topf vollständig, was bedeutet, dass hierbei kein Müll anfällt.

Paprika-Pflanzen in Anzuchttöpfen, beschriftet mit Holzstäben.
Paprika-Pflanzen in Anzuchttöpfen, beschriftet mit Holzstäben.

Vorteile:

  • Überschüssiges Wasser kann ablaufen
  • Bauen sich in der Erde ab, es entsteht kein Müll
  • Kein Umtopfen notwendig

Nachteile:

  • Teurer in der Anschaffung
  • Müssen jedes Jahr neu gekauft werden

Kokos-Quelltabs

Leicht und einfach zu handhaben sind Kokos-Quelltabs. Der größte Vorteil: die Quelltabs wiegen deutlich weniger als Erde, die für die Aussaat benötigt werden würde.

7 Kokos-Quelltabs für die Anzucht.

Vorteile:

  • Die Quelltabs müssen nur in Wasser gelegt werden und quellen dann. Anschließend können die Töpfe gleich verwendet werden.
  • Es entsteht kein Müll.
  • Die Quelltabs können ohne weiteres und ohne pikieren ins Beet oder größere Töpfe gesetzt werden.

Nachteile:

  • Schwerer durchwurzelbar als in Anzuchterde
  • Schnellere AustrocknungNur für die Aussaat einzelner SamenKeimlinge müssen zeitnah umgetopft werden
Gepresste Erdtöpfe im Zimmergewächshaus für die Anzucht.
Gepresste Erdtöpfe im Zimmergewächshaus für die Anzucht.

Erdpresstöpfe

Erdpresstöpfe sind eine tolle Alternative zu herkömmlichen Anzuchttöpfen bei der Anzucht. Erdpresstöpfe bestehen lediglich aus Erde und werden durch pressen desser hergestellt.

Seit ein paar Jahren sind Erdtopfpressen und die damit herstellbaren Erdpresstöpfe auch bei Hobbygärtnern heiß begehrt. Davor kannte man den Erdpresstopf nur von Salatsetzlingen aus Gärtnereien.

Vorteile:

  • Es wird kein Müll produziert
  • Es müssen keine neuen Töpfe gekauft werden
  • Kein Umtopfen notwendig
  • Guter Blick auf das Wurzelwerk
  • Spaß beim Herstellen der Töpfe

Nachteile:

  • Anschaffung einer Erdtopfpresse ist in der Erstanschaffung deutlich teurer als Töpfe
  • Herstellung der Erdpresstöpfe kostet Zeit

Meine Empfehlungen als Hilfsmittel für die Anzucht

Für die Anzucht verwendet: Zimmergewächshaus mit Chili-Pflanzen.
Für die Anzucht verwendet: Zimmergewächshaus mit Chili-Pflanzen.

Zimmergewächshaus

Ein Zimmergewächshaus kommt zum Einsatz, um die Temperatur im „Raum“ zu erhöhen, damit Saatgut keimt bzw. schneller keimt. Ein weiterer positiver Effekt eines Zimmergewächshauses ist, dass Saatgut bzw. die Erde nicht so schnell austrocknet.

Wichtig ist es, das Zimmergewächshaus regelmäßig zu lüften, damit die Erde nicht schimmelt. Dies kann mit einer auszureichenden Luftzufuhr verhindert werden. Übrigens: Bei Dunkelkeimern kann das Gewächshaus bis zum Keimen des Saatguts an einen warmen, aber dunklen Ort gestellt werden. Erst nach dem Keimen benötigen die Sprösslinge Licht zum artgerechten wachsen. Denn: auch bei zu wenig Licht wachsen die Pflanzen, dann aber viel zu lang und dünn. Diesen Prozess nennt man „vergeilen“. Die jungen Pflanzen suchen nach Licht, deshalb sie schneller wachsen, als sie müssen.

Pikierstab auf einem Anzuchttopf von pottburri liegend.
Pikierstab auf einem Anzuchttopf von pottburri liegend.

Pikierstab

Mit einem Pikierstab werden Jungpflanzen einfach und sicher vereinzelt. Der Pikierstab hebelt den einzelnen Keimling vorsichtig aus der Erde. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass möglichst alle Wurzeln des Keimlings mit herausgenommen werden. Mit der breiten Seite des Pikierstabes kann ein dann ein Loch in die Anzuchterde und der Keimling vorsichtig hineingesetzt werden. Zum Schluss den Keimling andrücken und im neuen Topf gut wässern.

Alternative zum Pikierstab:

Es kann statt einem Pikierstab auch ein Zahnstocher, ein Stift oder ähnliches verwendet werden.

Heizmatte für die Anzucht von Sommergemüse.
Heizmatte für die Anzucht von Sommergemüse.

Heizmatte

Samen benötigen bestimmte Temperaturen um zu keimen. Die Keimtemperatur ist von Art zu Art unterschiedlich, wird aber auf den Saatguttütchen angegeben. Paprika und Chili brauchen im Idealfall um die 25 Grad um zu Keimen. Wer diese Temperaturen nicht bieten kann, weil zum Beispiel keine Fensterbank warm oder verfügbar ist, der kann mit einer Heizmatte nachhelfen. Die Heizmatte wird unter die Pflanzgefäße gegeben und sorgt dafür, dass die Pflanzen es schön warm haben, um zu keimen bzw. schneller zu keimen. Nach der Keimung des Samens wird die Heizmatte nicht mehr benötigt.

LED-Lampen bzw. LED-Leuchtmittel

Ist es am Fensterplatz, an dem die Pflanzen wachsen können, recht warm oder wird bereits im Januar mit der Anzucht begonnen, empfiehlt es sich mit LED-Lampen das zu schnelle wachsen, auch schießen genannt, der Pflanzen zu verhindern. Zu schnell und damit zu lang und dünn gewachsene Keimlinge sind im Vergleich zu gut gewachsenen Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Schädlinge und bilden eine schlechte Basis für den Ertrag der Pflanze.

Das musst Du bei beim Kauf der Lampen für die Anzucht beachten:

Am besten ist es, Lampen mit Vollspektrum zu wählen. Denn die diese bieten die richtigen Wellenlängen und die passende Beleuchtungsstärke (LUX) für die jungen Gemüsepflanzen.

Achtung! Pflanzenlampen dürfen leicht warm, aber nicht heiß werden, damit die Pflanzen nicht verbrennen. UV-Lampen sind daher ungeeignet.

Alternativ kannst Du auch LED-Leuchtmittel mit kaltweißem Licht 6.000 / 6.500 Kelvin wählen. Hierbei solltest du beachten, dass die Lampe möglichst viel Lumen hat. Je weniger Lumen, umso kleiner sollte der Abstand zwischen Leuchtmittel und Pflanze sein. Ebenso ist es empfehlenswert auf den Stromverbrauch der Lampe zu achten. Je geringer die Watt-Zahl, umso geringer der Stromverbrauch und entsprechend auch die Kosten.

Die Pflanzenlampe sollte, um ein Vergeilen der Pflanzen zu verhindern etwa 12 Stunden brennen. Stehen die Pflanzen am Fenster und werden mit Zusatzlicht beleuchtet, kann es ausreichen, die Lampen in den Stunden leuchten zu lassen, in denen die Sonne nicht durch das Fenster scheint. Hier empfiehlt sich auch der Einsatz von Zeitschaltuhren, damit sich die Lampen von selbst ein- und ausschalten.

So berechnest du den Stromverbrauch der Lampe ganz einfach: Leistung des Leuchtmittels (angegeben in W) * Zeit (angegeben in Stunden) / 1.000 = Stromverbrauch/Tag (in kWh)

Stromverbrauch/Tag (in kWh) x Strompreis (angegeben in Cent/kWh) = Stromkosten Lampe/Tag

Lampen die ich empfehlen kann:

IKEA Växer Pflanzenlampen. IKEA hat die Birnen und LED-Leisten zwar aus dem Sortiment genommen, jedoch wird man bei Portalen wie Kleinanzeigen noch fündig.

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